Autor:
Flopse
Kapitel 1
Lara brauchte lange, um sich von diesem Schock zu erholen. Tatsächlich
hatte sie seit der Sache mit dem Cujana-Stein mit den Abenteuern in ihrem
Kopf abgeschlossen. Es war einfach nicht mehr so wie früher: Erst die
Sache mit dem Mord von Werner van Croy- diese Sache hatte Lara psychisch
schwer mitgenommen, jetzt kamen aber auch noch ihre Eltern ins Spiel- das
war zu viel, selbst für eine hartgesottene Lara.
Dieses mal war auch kein Kurtis da, der sie überreden konnte, er brauchte
nämlich selbst sehr lange, um diese Geschichte zu verarbeiten. Trotz
alledem war es nicht Laras Art, so vor sich hinzuleben, wenn man das laut
ihr überhaupt Leben nennen konnte. Sie musste etwas tun. Für ihre Freunde
hatte sie immer eine Ausrede parat, wieso sie nicht kommen konnten. Für
ihre Freundin Natalie war das aber zu viel- so lange hatte sie Lara noch
nie nicht mehr besucht. Kurzerhand beschloss sie, ohne Anmeldung bei ihr
vorbeizuschauen.
"Hallo Lara! Ich weiß das du da bist und ich bin wirklich sauer!", giftete
sie durch das große Eingangstor. Nachdem sie eine Viertelstunde draußen
herumgeschrieen hatte, wurde es Bryce zu bunt. Er ließ sie rein.
"Wieso hat sie sich nicht mehr gemeldet?", begrüßte Natalie Bryce. "Weil
es ihr nicht gut geht“, erwiderte er. "Das sollte ja gerade ein Grund
sein, sich bei mir zu melden!" "Haha, das ich nicht lache", sagte Bryce
leise, aber es ging unter den Empfangswörtern Laras unter.
Natalie war eine hochnäsige, ungefähr 23Jahre alte gehbürtige Spanierin.
Mit jungen Jahren kam sie aber nach England und dann ging sie mit Lara auf
die Schule. Natalie lebte immer mit dem Gedanken, bei den anderen total
beliebt zu sein und ihr größtes Hobby war es immer, ihre Freundinnen zu
stylen und dabei stundenlang zu tratschen.
"Was ist denn mit dir los?", fragte Natalie, während sie das Schminkzeug
auspackte. "Ich brauchte meine Ruhe, das ist alles", antwortete Lara
genervt. "Es ist aber nicht gut, so etwas ewig vor sich hinzuschweigen! Du
hättest mich anrufen sollen!" "Ja... schon...", Lara wollte nicht
widersprechen. Wenn man mit Natalie einen Streit anfängt, stand der Sieger
vorher schon fest.
Und so laberte Natalie Lara zwei Stunden lang zu. "Wenn etwas ist, ruf
mich an", verabschiedete sich die Tratschtante.
"Es ist immer das selbe, wieso hast du sie nicht schreien lassen?",
herrschte Lara Bryce an. "Mensch, ich war am arbeiten, die hat mich total
genervt!" "Dann hättest du halt den Kopfhörer aufgesetzt!"
Sie hätte vielleicht Lust gehabt, an diesem Tag früher zu Bett zu gehen,
aber neuerdings hatte sie jede Nacht einen beunruhigenden Traum...
Kapitel 2
Lara ging durch ein Dorf... es war Nacht, im Hintergrund donnerte es
leise. Sie wollte niemanden wecken. Nirgendwo brannte mehr ein Licht. Ein
Blitz erleuchtete für zwei Sekunden das Schaubild, die Häuser wirkten
uralt, ihr Baustil kam aus dem Mittelalter. Es war aber nicht normal, das
die Häuser so total zerfallen waren, nur noch die Grundmauern erinnerten
an den Grundriss. Lara hatte den Verdacht, das die Besitzer nicht mehr
lebten...
Anschließend erreichte die abenteuerlustige Engländerin einen Wald. Eine
Eule schrie und flog davon. Lara war nicht wohl zumute, aber irgendetwas
zog sie in den Wald. Es schien als lief sie schon eine halbe Stunde, aber
sie sah keine Lichtung, keine Veränderung- um sie herum sah sie immer nur
diese dichten Bäume und vor sich den Waldweg, der nicht enden wollte.
Schon wieder hörte sie eine Eule aufschreien, sie lief schneller, obwohl
sich ihre Knie weigerten. Auf einmal tat der Waldweg eine scharfe Kurve
nach links, sie wusste nicht mehr das das jede Nacht geschah... dann kam
eine Gabelung... sie nahm die Rechte und dann wurde sie von vielen Tieren
angefallen und getötet... Zum ersten mal zog es sie aber nach links.
Lara brach vor Schmerzen in den Beinen fast zusammen, der Weg musste
enden! Plötzlich platzte ein Fuchs von der Seite hervor, aus seinem Maul
trat Schaum hervor, er hatte Tollwut! Wie immer fasste sie mit beiden
Händen zu den Pistolen, aber da waren keine... Lara hatte keine andere
Wahl, sie musste rennen! Keuchend rannte sie den Weg entlang, ständig
setzte der Fuchs zu einem neuen Sprung an, um ein Haar konnte sie noch
ausweichen, oft würde sie das nicht mehr schaffen, ihre Füße konnten die
Last nicht mehr tragen, obwohl es riskant wäre, was sollte sie sonst tun?
Sie musste kämpfen.
Blitzschnell drehte sie sich um und kickte mit aller Kraft gegen den
Fuchs, ein greller Schmerz durchfuhr ihren Fuß, der Schlag pochte in den
Adern. Den Fuchs schlug es mit einer gewaltigen Kraft nach links, er würde
es aber überleben. Lara hechtete in seine Richtung, jeder Schritt stach
wie ein Elektroschock in ihrem Fuß, mit aller Kraft warf sie sich mit den
Füßen auf das tollwütige Tier, wenn es sie biss, wäre das ihr Ende. Lara
traf gut, ihre Füße zerschlugen die Rippen des sterbenden Tieres- es hatte
ihm dem Rest gegeben.
Die Archäologin wollte es nicht noch mal mit einem tollwütigem
Waldbewohner zu tun bekommen, sie spurtete weiter, ihr Körper rang nach
Luft. Auf einen Schlag tat sich der Wald auf, sie kam auf ein Schloss zu,
es war so unheimlich riesig, unvorstellbar hohe Türme thronten in den
Himmel. Es hatte eine gigantische Breite, es war wie eine Kreuzung aus
einem europäischen und orientalischen Palast. Anscheinend war der einzige
Eingang das große Metalltor vor ihr. Lara fragte sich, wie sie
hineingelangen konnte. Sie näherte sich dem Tor und...
es öffnete sich von selbst!
Kapitel 3
In dieses Schloss zog es Lara nicht hinein, im Gegenteil, sie spürte einen
Drang danach sich umzudrehen und wegzurennen. War es eine Einbildung oder
hatte die Heldin einen leichten Luftstoß gespürt, der gegen sie gerichtet
war? Sie hatte ein mulmigeres Gefühl als im Totendorf, ja sogar als im
Wald. Lara wusste noch nicht, wieso...
Leise durchstreifte sie den Hof, ohne ihre Abenteuerlustigkeit wäre sie
gegangen. Es war bitterkalt und das Gewitter schien über dem Schloss zu
hängen. Sie kam der großen, beigen mit prachtvollen bunten Verzierungen
bestückten Eingangstür zu. Sollte sie klopfen? Etwas in ihrem Kopf sagte
Lara, das hier keine Höflichkeit gefragt war, also riss sie mit großer
Mühe das Tor auf.
Sie befand sich in einer riesigen Aula, es war dunkel und das einzige
Licht kam aus einem kleinerem Kronleuchter in der Mitte der Halle. Aus den
riesigen Fenstern an den Seiten der Halle waren Teile ausgeschlagen und es
war genauso kalt wie draußen.
Gegenüber von Lara war wieder eine Tür, genauso groß wie der Eingang.
Diese öffnete sich von selbst, als Lara ihr nahe kam und sie trat ein.
Nun befand sie sich an der einen Seite einer noch größeren Halle als der
Vorigen und sie war viel wärmer als die Eingangshalle. An jeder Ecke
hingen große Spiegel und 4große Kronleuchter spendeten genug Licht. Jetzt
erst fragte sich Lara, wieso die Kronleuchter eigentlich brannten- von
außen hatte sie das Licht nicht gesehen. Anderseits- war das Schloss doch
nicht so ausgestorben wie sie dachte? Die Archäologin blickte sich genauer
um "Oh mein Gott", staunte sie, beim genaueren Hinsehen entdeckte sie, das
ein großer Teil von der ganzen Halle aus purem Gold bestand. Das Schloss
musste unbezahlbar gewesen sein. Lara blickte in den Spiegel- sie sah
recht zerdellt aus und ein wichtiger Teil Laras fehlte- ihre Pistolen.
Plötzlich erschauderte sie, war es ein Trugbild? Es konnte nicht anders
sein, weil hinter ihr sah Lara einen gigantischen, schwarzen Drachen. Mit
diesem Spiegel stimmte etwas nicht, mit einem Schmunzeln auf dem Gesicht
drehte sie sich um und-
vor ihr stand ein gigantischer schwarzer Drache! Aus seinem Mund drang
Rauch. Lara schluckte und rannte um ihn herum ans andere Ende der Halle.
Zwei große Feuerkugeln trafen sie fast, eine davon versenkte Laras Haare.
Wieso hatte sie nur keine Pistolen? Gegen den Fuchs konnte sie noch ohne
kämpfen, aber gegen einen Drachen...
Lara stand mit dem Rücken zu einer braunen Holztüre, sie stieß sie auf und
fand sich in einem Abstellraum wieder. Sie musste hier verbleiben, bis der
Drache weg war. Das war aber auch nicht möglich, weil der Drache mit einem
großen Feuerstoß die Tür verschwinden ließ. Was sollte sie tun? Der Drache
würde sie töten wenn sie hier bliebe, wenn sie aber herausrennen würde,
hätte sie auch kaum Überlebenschancen. Gleich darauf schlug eine riesige
Pranke nach Lara, zwei stark blutende Risse waren die Folge. So schnell
wie es möglich war, spurtete sie heraus, kurz hinter ihr schlug eine
Pranke auf Gestein, das Untier brüllte vor Wut. Mit seinem ganzen Gewicht
stürzte es sich auf Lara, ihr Fuß wurde eingequetscht- er war gebrochen.
Unter Qualen stand sie auf, sie drohte umzukippen, gerade noch konnte sie
sich fangen, dann humpelte sie weiter, der Drache holte zu einem neuen
Hieb aus, die Krallen durchstießen Laras Rücken-
"Aaah!" "Lara, Lara!", schrie Bryce verzweifelt, "Lara!" "uh, wo bin-
Bryce" "Wieso hast du geschrieen wie eine Verrückte? Ich versuchte dich
schon eine halbe Stunde lang zu wecken!"
Kapitel 4
Alles war nur ein Traum gewesen... Lara kam es so wirklich vor. Die
Schmerzen beim Kampf mit dem Fuchs und vor allem mit dem Drachen, sie
spürte ihn immer noch, als er ihr den Rücken durchstochen hat. Prüfend
schaute sie auf ihren Körper- nicht ein Kratzer! Es war unbegreiflich,
nein, es konnte kein Traum gewesen sein. Sie beschloss mit Bryce einen
Spaziergang zu machen.
"Es hat sich so wirklich angefühlt", sagte sie, als Bryce das Eingangstor
schloss "Ja schon, aber du hast ja keinen Kratzer davongetragen, und du
warst ja auch die ganze Nacht im Bett", kam es ihr entgegen.
Das stimmte, aber niemand spürte wirkliche Schmerzen im Schlaf.
Plötzlich erinnerte sie sich wieder- die ganzen Träume die sie schon
monatelang quälten schossen wieder in ihr Gedächtnis.
"Bryce, ich hab schon monatelang diese Träume gehabt!" "Das weißt du aber
schon lange, jede Nacht bist du spät ins Bett, in der Hoffnung, diese
Alpträume nicht wieder zu haben" "Ja klar! Aber ich hab am darauffolgendem
Tag nicht mehr gewusst um was es sich drehte, und jetzt-" Was sollte sie
tun? Sie wollte unbedingt das Schloss weiter durchforschen und beim
nächsten Mal würde sie sich mit dem Drachen bestimmt geschickter
anstellen.
Beim Mittagessen platzte es aus Bryce heraus: "Mensch, bist du verrückt
geworden, Lara? Es ist nicht gut Träumen so nachzuhängen!" "Das weiß ich,
aber sie verfolgen mich sowieso, da kann ich machen was ich will!",
verteidigte sie sich. "Aber du unterstützt das auch noch!" "Tu ich
nicht..." Es hörte sich keineswegs überzeugend an. "Du weißt das du
gelogen hast. Gerne kannst so weiter machen, ich renne ja später nicht als
Nervenbündel rum- dafür trägst du die Verantwortung"
Diese Nacht waren die Träume viel schlimmer als die Vorigen. Lara wäre
froh gewesen, wenn sie noch mal mit einem Fuchs kämpfen und mit
schmerzenden Beinen durch einen endlosen Wald laufen müsste- im Gegensatz
zu denen, die sie diese Nacht hatte, waren diese Dinge lachhaft.
Lara fand sich in einem Verlies wieder. Seltsamerweise stand die eiserne
Tür offen. Lara zog an den Ketten, ohne Mühe brachen sie ab. Langsam
schlich sie sich an die Tür- sie bemerkte eine Wache mit Schwert, die ihr
den Rücken zukehrte. Mit geschickten Schlägen machte sie sie kampfunfähig
und nahm ihr Schwert an sich. Sie befand sich in einem Gang mit altem
Gestein. Hinter sich hörte sie ein Klappern- eine Wache rannte auf sie zu.
Natürlich kämpfte sie nicht oft mit dem Schwert, in manchen Abenteuern
hatte sie aber Erfahrung gewonnen, so konnte sie ohne Mühe die Wache
ausschalten. Sie ging weiter, kleine Steine bröckelten von der Wand ab.
Ihr Herz pochte vor Anspannung, sie musste jeden Moment damit rechnen, das
eine neue Wache auf sie zustürmte.
Der Gang war sehr lang und manchmal hörte Lara komische Geräusche. Sie
erschrak sehr, als eine Fledermaus an ihr vorbei flog. Kurz hatte sie
nicht aufgepasst und merkte nicht, das drei Wachen auf sie zurannten.
Gerade noch konnte sie sich ducken, als einer der Dreien mit einem Schwert
auf sie einhieb- das Eisen krachte- Lara machte einen Salto und erwischte
Einen schwer an der Schulter- Funken stoben als sie mit den Schwertern
aufeinander einhieben- Lara wurde schwer geschnitten- die Männer waren
tot.
Alles passierte in wenigen Sekunden. Jetzt breitete sich der Schmerz wie
Gift auf den ganzen Körper aus. Lara presste die Hand auf die große Wunde,
um die Blutung zu stoppen, sie wankte, ging aber weiter.
Auf einmal kam sie an einer schäbigen Holztür an. An ihr war ein Schloss
angebracht, ein Hieb mit der Waffe genügte, um es aufzubrechen. Lara fand
sich in einer Waffenkammer wieder. Die drei Männer von vorher hatten sie
bestimmt bewacht.
Kapitel 5
Erst einmal verband sie ihre Wunde mit dem saubersten Stück Stoff das sie
fand, dann blickte sie sich genauer um. Alle möglichen Waffen des
Mittelalters waren hier. Allerdings mochte es Lara nicht übertreiben, wenn
sie zu viel zu schleppen hatte, könnte das genauso das Aus sein, als wenn
sie zu wenige Verteidigungsmöglichkeiten hätte.
Sie entschied sich für einen ordentlich gefüllten Köcher Pfeile und den
dazugehörigen Bogen. Bogenschießen war eine Spezialität Laras. Sie wollte
sich jedoch nicht von ihrem Schwert verabschieden und dann trat sie wieder
hinaus in den Gang.
Schnell verkroch sie sich in eine kleine Steinnische, die sich im Laufe
der Jahrhunderte gebildet hatte, um nicht von der anschleichenden Wache
gesehen zu werden. Schnell spannte sie ihren Bogen, zielte, und traf. Der
Bogen macht einen guten Dienst, dachte Lara. Glücklicherweise hatte sie
vor kurzem aus Langeweile Trainingsstunden gemacht, sie zahlten sich jetzt
aus.
Sie rannte den Gang in die andere Richtung zurück. Er endete an einer
Treppe, die sei emporstieg. Oben angelangt, fand sie sich in einem kleinen
Gang wieder, in dem sich drei Türen befanden. Sie wollte nicht gedankenlos
durch Eine laufen, es könnte eine Falle sein. Lara hatte keine Zeit zum
überleben, eine der Türen brach auf und drei Männer stürmten heraus. Sie
konnte keinen Bogen mehr spannen, die Wachen waren zu nah. Sie zog das
Schwert und traf den ersten. Die beiden hieben auf sie ein, sie musste
sich ducken, ihre Schwerte schellten auf dem Boden. Blitzschnell erhob sie
sich und tötete den Nächsten. Der Letzte war nicht so leicht zu besiegen,
aber letztendlich kam sie ohne Verletzungen davon. Sie spähte durch die
Tür, durch die die Männer gekommen waren. Danach bereute es Lara, eine
Wache stand nämlich dahinter. So schnell sie konnte, beseitigte sie Diese.
Die Abenteuerin befand sich in einem weiteren Gang. Sie spürte, das es
gefährlich sein würde, Diesen entlang zu laufen.
Es waren ja noch zwei andere Türen da, wenn diese Lara nicht weiter
bringen würden, müsste sie wohl zurück in den Gang... Lara entschied sich
für die größte Tür. Sie war das nobelste, das sie seit dem sie im Verlies
aufgewacht war, gesehen hatte. Tatsächlich hatte sie bis jetzt nichts
gesehen, was an den großen Palast erinnerte, von dem sie im letzten Traum
gesehen hatte. Das wusste aber Lara nicht, sie wusste nicht, das alles nur
ein Traum war...
Langsam öffnete sie die noble Tür. Vor ihr sah sie eine große Halle, die
an eine Kapelle erinnerte. Nirgends wurde mit Gold gespart. Der Altar war
prächtig, etwas an ihm lies aber Lara stutzen: Es war kein Kreuz
angebracht! Sie sah ein anderes Zeichen, in ihm war „Euris“ zu lesen, sie
wusste nicht was diese „Euris“ war. Sie stutzte, blickte sich noch eine
Weile um und öffnete das prächtige Tor, das entgegengesetzt zu dem Altar
lag und ihre Eingeweide gefroren auf einen Schlag.
Kapitel 6
Es traf Lara wie ein schwerer Schlag mit einem Brett gegen ihr Gesicht.
Schon wieder stand sie vor diesem schrecklichen schwarzen Drachen.
Der ganze Körper war gänzlich nachtschwarz, außer seine gelben Augen, die
gefährlich blitzten. Lange Narben durchzogen seinen Körper, er hatte
bestimmt schon schlimmere Gegner wie Lara.
Ohne zu zögern rannte sie los und schoss im Laufen Pfeile ab, die Augen zu
treffen würde aber fast unmöglich sein, der Drache bewegte sich ständig.
Er spannte seine gigantischen Flügel und flog auf sie zu, kurz hinter ihr
hörte Lara ihn auf den Boden krachen. Anscheinend hat ihm der Sturz nichts
ausgemacht, ihr war schon früh aufgefallen, dass der Drache sich sehr
geschickt in den Hallen fortbewegen konnte.
Gerade konnte sie noch nach links ausweichen, sonst wäre das ihr Ende
gewesen. Gleich danach sprang er wieder auf sie zu und schnitt sie scharf
am Bein.
Das Blut quoll aus ihrem Bein, sie musste ständig zur Seite ausweichen, um
nicht getroffen zu werden.
Der Schmerz wurde immer schlimmer, sie konnte nicht auf ihr Bein schauen,
sie konzentrierte sich auf das Laufen. Das Tor, das sie im Visier hatte,
kam einfach nicht näher.
Plötzlich ertönte die Stimme eines Mannes, sofort blieb der Drache stehen.
Lara wollte noch etwas Abstand gewinnen, dann hielt sie auch inne.
„Willkommen in meinem bescheidenen Anwesen, Mrs Croft, sehr nett, das sie
mir einen kleinen Besuch abstatten.“ Woher kannte der Mann Laras Namen?
Die Stimme kam ihr nämlich gar nicht bekannt vor. Etwas an dieser Stimme
lies der Engländerin die Nackenhaare zu Berge. Sie war kalt und
ausdruckslos, ohne Gefühl.
„Wer sind sie?“, fragte Lara mit starken Schmerzen in dem blutendem Bein.
„Ich bin Lord Arkanon. Gefällt ihnen Urkanon? Er ist ziemlich treu. Ganz
anders als Titon.“ Lara vermutete, das Urkanon der schwarze Drache war.
„Wer ist Titon?“, sagte sie. „Ein anderer Drache. Ich habe Urkanon noch
nicht befohlen, gegen ihn anzutreten, es wäre zu riskant. Tatsächlich habe
ich noch nie so einen starken Drachen gesehen und das will etwas heißen.
Bedauerlich, das er nicht gehorcht.“
Lara verstand nicht, was hier ablief. Der Mann redete von Drachen, als
kämen sie so oft vor wie Ameisen. Sie wusste nicht woher die Stimme kam,
sie blickte herum, nirgends war ein Mann zu sehen.
Auf einen Schlag ging das Tor vor Lara auf. „Sie haben ziemlich gut
gekämpft. Es ist mir nicht erklärlich, das ein Demagi so lange Urkanon
überlebt hat. Ich möchte ihn nicht weiter mit ihnen herumärgern, ich muss
mich um die Sache selber kümmern.“, ein farbiger Lichtstrahl kam
blitzschnell auf Lara zu, sie brach zusammen.
Kapitel 7
Lara dachte, sie war eingeschlafen, aber sie wurde nur kurz bewusstlos.
Als sie aufwachte durchfuhr ein schmerz Lara. Es war nicht nur der Fuß, es
war der ganze Körper. Schnell wurde es schlimmer, es war ein Scherz, wie
ihn Lara nie erlebt hatte. Es war, als stünde ihr Körper in Flammen. Der
Schmerz wollte nicht aufhören. Irgendwo in der Ferne hörte sie ein
Geräusch, war es eine Stimme? Sie konnte keinen klaren Gedanken fassen,
der Schmerz nahm ihr alle Sinne.
Sie schien fast am Ende, als der Scherz schlagartig aufhörte. So schnell
wie es angefangen hatte, hörte es wieder auf. Lara spürte wieder den
Schmerz vom Bein. „Hat es ihnen gefallen?“, sagte Arkanon.
Blitzschnell spannte sie den Bogen und schoss einen Pfeil ab. Bevor er
Lord Arkanon schaden konnte, verschwand er und tauchte gleich daneben
wieder auf. Sie schoss weiter, ein Pfeil nach dem anderen gingen in seine
Richtung. Es war umsonst, jedem Pfeil konnte er ausweichen, indem er
verschwand.
„So etwas dummes hätte ich nicht von ihnen gedacht, nachdem sie Urkanon so
lange entkommen konnten. Solche Taten sind allerdings typisch für einen
Demagi.“, höhnte er. „Wieso nennen sie mich Demagi?“, fragte Lara, mit der
Hand presste sie auf den vor Schmerz pochenden Fuß. „Weil sie nicht
zaubern können. Ich dagegen bin ein Magier.“, antwortete Arkanon.
Sie musste von hier weg. Die Heldin musste sich eingestehen das es keinen
Möglichkeit gab, gegen einen mächtigen Magier und gegen einen gigantischen
Drachen zu siegen. Sie musste rennen.
Lord Arkanon konnte nicht schnell genug reagieren, als Lara einfach an ihm
vorbei rannte. Das hatte er einfach nicht erwartet. Demagi waren
Feiglinge, schnell hat man sie beseitigt. Diese Frau war aber anders- war
sie überhaupt ein Demagi? Er spürte aber keine magische Aura um diese Frau
herum.
Lara befand sich in einer kleinen Halle. Links gab es ein riesiges Tor.
Von innen kamen brüllende Geräusche. Sie stieß es auf und fand sich vor
einem Drachen wieder. Sie begriff sofort: Das war der rote Drache Titon!
Sie spürte, das er ihr nichts tun würde und sie rannte auf ihn zu.
Titon war viel schöner als Urkanon. Er hatte lange Narben, aber seine
Augen blitzten nicht gefährlich.
Lara hatte Recht: Er tat ihr nichts. Es schien, als wusste er, was
passiert war. Gleich darauf platzte Lord Arkanon herein. Seltsamerweise
schoss er keinen Fluch auf sie ab.
„Aaah!“, schrie er wutentbrannt, „Ich habe mir geschworen, nie einen
Drachen anzugreifen! Wie gerne würde ich sie und Titon beseitigen.“ Lara
war überrascht. Lord Arkanon musste eine enge Verbindung zu Drachen haben.
Sie blickte auf die dicken Metallketten, die an den Füßen des Drachen
verbunden waren. Es war unmöglich, sie zu lösen. Sie rief Titon zu:
„Spucke Feuer auf Arkanon!“ Er rührte sich nicht. Der Lord schien nicht
überrascht. „Er wird mich nicht angreifen. Wenn er das tun würde, könnte
ich meinen Schwur brechen. Ich dürfte ihn angreifen, zur Verteidigung“ Er
hatte ein Lächeln im Gesicht. Was konnte sie nur tun? Sie würde verrotten,
wenn sie hier bliebe, wenn sie zu fliehen versuchte, würde Arkanon oder
der schwarze Drache sie töten. Die Sache schien ausweglos.
Kapitel 8
Plötzlich hörte die Archäologin Urkanon wütend aufschreien. Sie hörte
einen Fluch rauschen, der Drache schrie vor Schmerz. Was war da los?
Arkanon schien auch verdutzt und rannte hinaus.
Lara nutzte die Zeit, um die Fesseln von Titon zu untersuchen. Sie sah ein
kleines Schloss darauf. Sie nahm das Schwert und stach mit aller Kraft
darauf. Sie spürte, wie es etwas nachgab. Sie hörte eine Männerstimme, die
aufschrie „Du!“ Es war die von Akanon. Sie musste schnell die
Metallfesseln aufbekommen. Wie verrückt schlug sie auf das Schloss ein. Es
hatte sich schon eine sichtbare Delle gebildet. Sie hörte eine andere
Männerstimme. Lara erkannte sie sofort: Es war die von Kurtis. Wie vom
Donner gerührt saß sie da. Es konnte nicht sein, dass da draußen Kurtis
war. Sie bekam einen großen Drang danach, zur Tür zu gehen und
nachzuschauen. Sie musste aber Titon freibekommen.
Nach zwei Minuten gaben sie nach, Titon war frei. Er flog heraus und
schlug mit einer gewaltigen Wucht die Tür auf, sodass sie zerfetzte. Lara
hetzte nach, unter dieser Anstrengung konnte das Bein nicht verkrusten.
Gleich darauf schoss der rote Drache Feuerkugeln auf Lord Arkanon ab. Er
konnte nur schwer ausweichen, weil er auch durch Kurtis in die Mangel
genommen wurde. Der schwarze Drache, versuchte ständig, Kurtis zu töten.
Durch das Erscheinen von Titon, verlor Urkanon jedoch die Interesse an dem
jungen Mann.
Lara konnte ungestört Pfeile abschießen. Nach zwei Versuchen traf sie das
gewünschte Ziel: ein Auge des schwarzen Drachens. Vor Schmerz schreiend
bekam er nicht mehr mit, was um ihn herum geschah. Titon stürzte sich auf
ihn.
Es war grässlich anzusehen, wie die beiden Drachen miteinander kämpften.
Titon war im Vorteil, schnell stach er Urkanon das letzte Auge aus. Aus
nächster Nähe schoss er einen großen Feuerball auf ihn, das war sein Ende.
Lara schaute auf Arkanon. Er war dabei, einen Fluch auf Kurtis abzufeuern,
schnell warf sie das Schwert auf den Lord. Dieser konnte nicht mehr
ausweichen, das Schwert traf tödlich. Stark blutend sank er in sich
zusammen.
Einige Minuten konnten weder Kurtis noch Lara etwas sagen. Der Schock saß
zu tief. Vor sich hatten sie einen toten Drachen und einen erstochenen
Magier. Als sie sich beruhigt haben, hörte Lara eine ferne Stimme, sie kam
ihr bekannt vor, sie schrak aus dem Schlaf. Vor sich sah sie Bryce.
Kapitel 9
Es war alles nur ein Traum- und doch hatte sie noch Schmerzen im Fuß- wo
jetzt keine Wunde mehr war. Sie lag war in ihrem Schlafzimmer mit einem
Schlafanzug. Als sie im Schloss war, hatte sie etwas anderes an. Aber sie
war sich sicher, es ist geschehen was sie gesehen hatte. Kein Traum konnte
einem so real vorkommen.
Und dann kam ihr wieder die ganze Erinnerung hoch. Da waren zwei Männer,
Lord Arkanon, den sie getötet hatte und- Kurtis. Sie musste mit ihm
sprechen, es gab vieles zu klären.
„Kurtis, komm so schnell wie möglich vorbei, ich muss mit dir sprechen“,
sagte sie ihm nervös. „Das hatte ich erwartet. Wieso bist du gestern
verschwunden? Egal, das können wir ja nachher bereden.“
In seiner Stimme spürte sie etwas Anspannung, aber Freude konnte sie auch
heraushören. Hatte er den Traum auch wirklich mitbekommen? War es nicht
nur ein Teil von Laras Traum, hatte Kurtis dasselbe geträumt? Sie konnte
es kaum mehr erwarten, eine Antwort auf diese bohrenden Fragen zu
bekommen, als es endlich an der Tür klingelte.
Vor dem Butler Hillary rannte sie hinaus zum Tor und da stand Kurtis.
„Hallo“, sagte er charmant. Sie grüßte ihn und ließ ihn rein. Er hatte
ständig ein Lächeln auf dem Gesicht. Lara konnte sich das erklären. Wenn
er den Traum mitbekommen hatte, würde er bestimmt nicht glücklich sein.
Es war ein schöner Junitag. Deshalb setzten sie sich auf die
sonnenbeschienene Terrasse. Hillary brachte eiskalte Drinks.
„Hattest du den selben Traum wie ich?“, begann Lara zu fragen. „Nein, ich
bin erst in Schloss erschienen, als du bei Titon warst.“ „Wie,
erschienen?“ „Ich fand mich plötzlich in diesem Wald. Dann lief ich weiter
bis ich zum Schloss von Lord Arkanon kam. Ich teleportierte mich hinein
und traf auf diesen Drachen Urkanon.“ „Was bedeutet teleportierten?“ „Wie
dir schon aufgefallen ist, bin ich ein Magier. Im Reich der Träume habe
ich viel mehr Kräfte als in der normalen Welt.“
Das konnte sich Lara noch halbwegs vorstellen. Im Traum konnte man machen
was man will, und ein Magier war bestimmt in der Lage, die Träume so zu
verändern, wie er sich es wünscht. Dann fiel es ihr wieder ein. Nachdem
sie die drei Männer besiegt hatte, kam sie in eine große Halle, die aussah
wie eine Kapelle. Nur war der Unterschied, das kein Kreuz darin war und
nach dem Wort „Gott“ suchte man vergebens. Nein, da war von etwas anderes
die Rede, von einer „Euris“.
Lara wollte keine lange Reden halten: „Was ist die „Euris“?“ Kurtis schien
milde überrascht: „Die Euris ist die Göttin der Magier. Ich glaube an
Gott, aber der Euris verdanke ich meine Macht.“ „Du hast mir immer
erzählt, das du deine Magie von deinem Vater erlernt hast!“ „Ich kann das
ja auch nicht jedem erzählen. Es wird nicht gern gesehen, wenn wir unsere
Geheimnisse an Demagis ausplaudern.“ Lara fauchte, daraufhin Kurtis: „OK,
ich erzähle es dir.“
Kapitel 10
Lara fiel auf, dass das Kurtis nicht leicht fiel. Allerdings wusste er,
das er ihr vertrauen konnte: „Es ist kein Zufall, das ich ein Magier bin.
Man kann so etwas nicht erlernen, außer vielleicht kleine Tricks. Vor
vielen Jahren wurde mein Urururgroßvater von der Euris zum Magier
auserwählt. Diese Fähigkeit vererbt sich meistens. Und jetzt bin ich ein
Magier.“ „Sind die Kräfte von Magiern unterschiedlich?“, warf Lara ein.
„Natürlich. Arkanon hat es geschafft, sich ein Schloss zu erbauen und
Drachen zu züchten. Kaum ein Magier ist zu so etwas in der Lage.“ Lara
fragte weiter: „Wieso sind manche schwächer?“ Sie vernahm, wie Kurtis auf
seinem Stuhl hin- und herrutschte.
„Das wird von der Euris bestimmt. Natürlich kann ein schwacher Mensch
nicht große Kräfte haben, aber meist bekommen solche sowieso nicht diese
Kräfte. Egal, ob ein Ahne ein Magier war.“
„Wer ist die Euris?“, Lara wollte mehr wissen. Hillary konnte nicht anders
und hörte interessiert zu. „Es gibt sehr wenige, die das genau wissen. Nur
den mächtigsten Magiern wird es gestattet, sie zu sehen. Das ist der
Zirkel der Euris. Von ihm wird momentan viel verlangt, weil eine neue Böse
Macht entstanden ist. Es ist ein Bund, er nennt sich der Bund des Chaos.
Jeder Magier wurde aufgefordert, gegen ihn zu kämpfen, weil er plant
Katastrophen auszulösen. Wir haben aber einen Vorteil. Wir wissen nämlich,
das der Bund nicht viele Mitglieder hat. Jedes Beseitigte schwächt ihn
enorm.“, Kurtis seufzte, „Trotzdem wird es nicht leicht. Die Mitglieder
sind allesamt gute Magier, perfekt trainiert. Wenn ich auf einen treffen
würde, hätte ich kaum Chancen.“
Der Lara ging ein Licht auf: „Wenn wir Titon kämpfen ließen, hätten wir
viel bessere Chancen. Arkanon hat sogar gesagt, das er keinen stärken
Drachen je gesehen hat. Aber er lebt ja im Reich der Träume“ „Ja, das ist
ein Problem.“ „Gibt es denn keine Möglichkeit ihn hier her zu holen?“
Irgendwie war der mächtige Drache Lara ans Herz gewachsen. „Ja, es gibt“,
antwortete Kurtis, aber er hörte sich nicht glücklich an, „Im Reich der
Träume gibt es ein Portal in die Gegenwart, allerdings liegt es in
Morsmordre.“ „Was ist Morsmordre?“, fragte Lara neugierig.
„Der schrecklichste Ort, den ich kenne. Dort gibt es Drachen und Monster.
Niemand geht da freiwillig hin. Es saugt einem die Energie aus, ich weiß
nicht wie ein Demagi wie du das machen willst“ „In der Begleitung von
Titon schaffen wir das schon“, sagte Lara, allerdings wusste sie, wenn
Kurtis von einem schrecklichen Ort sprach, dann war das auch einer.
„Hast du eine Ahnung, wie schwer das wird! Wir müssen zur gleichen Zeit im
Schloss sein und es ist nicht sicher, das jeder von uns es schafft, sich
dort hinzuträumen!“, sagte er aufgebracht. „Wenn nicht dann muss der Erste
eben warten. Und wir sollten darauf achten, das wir gleichzeitig
einschlafen. Also solltest du bei mir schlafen.“
Es war nicht gerade eine gute Idee, aber Titon wäre gegen den Bund der
Chaos eine wichtige Waffe. Am Mittag gingen sie im Pool schwimmen. Kurtis
musste sich anstrengen, nicht ständig auf das Dekollete von Lara zu
starren. Wenn er das schaffte, beglotzte er die Füße. Lara bemerkte das
natürlich, etwas anderes hatte sie auch nicht erwartet. Ihr Blick glitt
auch ab und zu über den trainierten Körper von Kurtis.
Danach setzten sie sich an den Rand des Pools. Sie redeten nicht, sondern
starrten sich nur in die Augen. Langsam näherte sich Kurtiss Hand Laras
Fuß. Sie strich sanft darüber, es war ein schönes Gefühl beiderseits. Sie
glitt höher, ihre Lippen näherten sich...
Kurtis war sehr zärtlich zu Lara. Das hätte sie nicht gedacht. Sie
schliefen zusammen im Doppelbett von Lara und kuschelten. Es gefiel Lara
sehr, aber sie wollte noch nicht weitergehen.
Am nächsten Morgen hörte Lara Kurtis aus dem Schlaf schrecken. ‚Mist’,
dachte sie. Sie wusste nicht mehr was sie genau geträumt hatte, jedenfalls
ging es da nicht um Titon und um Morsmordre.
Kapitel 11
So ging es die ganze Woche weiter. Sie schafften es nicht, wieder ins
Schloss zurückzukommen. Einmal schaffte es Lara nicht, einmal Kurtis nicht
und ein andermal schafften es beide nicht. Sie beschlossen, nicht mehr im
selben Bett zu schlafen. Nach zwei vergeblichen Versuchen gaben sie auch
das auf. Währenddessen hatte der Bund des Chaos zwei Anschläge auf
verschiedenste Ziele verübt, viele Menschen wurden dabei getötet. Kurtis
erzählte Lara, das die Euris nicht die Macht hatte, Magier die Zauberkraft
zu nehmen- niemand konnte das.
Sie brauchten Titon dringend. Da getrennte Betten nichts brachten
schliefen sie wieder in einem Bett. Es fiel beiden sehr schwer,
voneinander abzulassen, es gab aber keine andere Wahl.
Laras Kopf war voller Gedanken. Ständig hätte sie die Lust, sich auf
Kurtis zu werfen, anderseits plackten sie die Gedanken an Morsmordre.
Langsam schlief sie ein...
Plötzlich war sie wieder im Wald. Vor sich sah sie einen Mann, der sich
auch umblickte, ihre Blicke trafen sich „Kurtis!“, rief Lara und rannte
auf ihn zu. Sie wusste nicht mehr, das sie gerade in ihrem Bett gelegen
hatte. „Hallo, Lara“, sagte er, „Wir müssen Titon holen und ihn durchs
Portal in die Gegenwart bringen. Komm, schnell!“ Kurtis rannte los.
Lara war recht verdutzt, Kurtis sprach von einem Drachen... Dann fiel es
ihr wieder ein. Sie war letztens in einem großen Schloss und da traf sie
Lord Arkanon, Urkanon und Titon, der rote Drache. Sie hetzte ihm nach. Auf
einmal standen sie vor dem Schloss.
Lange brauchten sie, bis sie endlich vor dem Eingang zur Kapellenhalle
kamen. Sie schauten sich kurz um und gingen dann weiter. Kurz vor der
nächsten Tür hielt Lara: „Kannst du mir meine Pistolen herzaubern?“ Kurtis
versuchte es und kurz danach erschienen die beiden in Laras Colts. Dann
stießen sie das Tor auf.
Glücklicherweise war niemand in der folgenden Halle und sie rannten
schnell weiter bis sie vor dem Eingang vom ehemaligen Gefängnis von Titon
standen. Als sie ihn öffneten, überkam sie das Grauen. „Titon ist geflohen
als wir Arkanon und Urkanon getötet haben. Wo ist er nur?“, sagte Lara
verzweifelt. Dann erinnerte sie sich wieder. Beide waren tot und sie waren
schockiert und konnten einige Minuten nicht sprechen und dann- rief Bryce-
wer war Bryce?
Sie schreckte aus dem Schlaf. Gleich darauf verstummte sie, weil Kurtis
musste im Reich der Träume bleiben und Titon holen. Sie hatte alles
vermasselt, Kurtis würde sich jetzt alleine durchschlagen müssen.
Kapitel 12
Die nächsten Stunden machte sich Lara schwere Vorwürfe. Sie hatte zu viele
Gedanken, um einschlafen zu können. Als letzten Ausweg nahm sie
Schlaftabletten. Langsam sank sie in den Schlaf...
Lara befand sich in einer Straße. Es war aber keine gewöhnliche Straße, um
sie herum fand sie mittelalterliche Häuser. Manchmal sah sie zwei
leuchtende Augenpaare durch die Fenster und Türen blitzen. Sie hörte
leises Flüstern um sich herum. Ihr wurde immer kälter. Dann bekam sie eine
Überraschung: Ihre Pistolen steckten in ihren Colts. Sie konnte sich aber
nicht so richtig darüber freuen. Die Heldin verlor schnell den Sinn für
das freundliche. Alles Glückliche verschwand aus Lara, ihre Augen waren
traurig. Sie erschrak, als eine Ratte an ihr vorbei lief.
Sie konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Die Erinnerungen an Kurtis
und an Titon schwanden... Wieso war sie hier? Sie bibberte vor Kälte. Was
war geschehen? Sie vernahm seltsame Geräusche. Wo war sie? Plötzlich hörte
sie jemanden rufen: „Das ist sie, ein Demagi!“, es war eine kalte,
gefühlslose Stimme.
Farben donnerten durch die Straße. Sie verstand nicht, Morsmordre hatte
ihr den Verstand genommen, sie brach zusammen.
„Das ist sie, wir haben sie in der schrecklichen Gasse aufgespürt“, sagte
die kalte Stimme, „Wie konnte sie nur hierher gelangen? Noch nie hatte es
ein Demagi geschafft, nach Morsmordre zu kommen. Ich vermute, sie hat
Hilfe von einem Magier bekommen.“ Eine alte, weise Stimme lies einen
Seufzer hören: „Das denke ich auch... aber auch trotz Hilfe... wie konnte
sie das nur schaffen? Höchst wahrscheinlich hat sie verborgene Kräfte.“
Langsam erwachte Lara. Sie lag auf einer alten zerschlissenen Pritsche in
einem kleinen Raum mit schimmelnden Wänden. Die Stimmen drangen von einer
alten Holztür.
„Mr. Stevenson, ich überlasse ihnen, was mit ihr geschieht“, sagte die
kalte Stimme höflich. „Ich möchte mit ihr reden“, antwortete Stevenson.
„Aber...“ „Was soll mir ein Demagi antun? Ich bin sowieso nicht der
Meinung, das sie gefährlich ist.“ Die alte Holztür knarrte, der alte Mann
trat ein.
„Willkommen in Morsmordre. Ich weiß, das es ihnen hier nicht gefällt,
allerdings brauchen sie von mir nichts anderes erwarten. Glücklicherweise
wurde dieses Gebäude von schwarzer Magie gereinigt. Das muss jeden Tag
gemacht werden, aber die Arbeit ist es wert. Jedenfalls möchte ich mich
von dem schwachsinnigen Verhalten von Mr. Wood entschuldigen, er war nie
ein großer Freund von Demagis...“, Stevenson seufzte, „aber sie brauchen
sich keine Sorgen machen, solange ich hier bin, sind sie in Sicherheit.
Sowieso werden sie als Demagi bald wieder aufwachen.“ „Aufwachen?“, fragte
Lara. Sie war immer noch nicht ganz bei sich. Stevenson setzte ein Lachen
auf: „Lassen wir das Thema. Wieso sind sie hierher gekommen?“, er begriff,
das er Lara nicht viel Fragen konnte, „Ich werde sie wieder fit machen“ Er
hielt seinen Zeigefinger auf Lara, sie tauchte in ein gelbes Licht, ihre
Lebensgeister erwachten wieder. Plötzlich sah sie Stevensons Kopf
verschwemmen, Lara wurde von etwas geschüttelt, sie lag auf dem Boden
ihres Schlafzimmers. Vor sich sah sie Hillary mit besorgtem Blick.
Kapitel 13
Wie ein gewaltiger Schlag trafen die Erinnerungen Laras Kopf. Schnell
richtete sie sich auf. „Was ist passiert?“ „Kurtis ist... ziemlich
mitgenommen...“ „Was soll das heißen? Was ist mit Titon???“ „Er ist
weggeflogen, die Nachrichten sind voll damit. Die Polizei ist auf
Hochtouren; wenn sie ihn abschießen...“ Sie rannte die Treppe hinunter. Im
Wohnzimmer lag Kurtis auf dem Sofa. Sein Gesicht war zerkratzt und seinem
Bauch und Arme erging es nicht besser. Gerade richtete er den Zeigefinger
auf seinen Bauch und ließ mit Zauberkraft die Wunden verheilen. „Oh,
hallo...“, sagte er. „Wo ist Titon genau?“ „Ich weiß es nicht genau. Du
musst nur in die Nachrichten schauen, da kommt es massenhaft.“ Lara
schaltete den Fernseher ein.
Anscheinend gab es den ganzen Tag nur Nachrichten. Auf dem Bildschirm war
eine hochnäsige schwarzhaarige Frau zu sehen, die einer Einblendung nach
Shawna Duncan hieß.
„Willkommen zu den News“, ließ sie verlauten, „Es ist unglaublich, aber
vielen Zeugen und Filmaufnahmen nach fliegt ein roter Drache auf London
zu. Wir haben eine Live-Schaltung nach London zu meinem Kollegen
Patterson. Hallo Rick“, der Bildschirm teilte sich und dann war auf der
linken Seite ein aufgebrachter Mann zu sehen: „Hallo Shawna, es ist wahr,
der Drache fliegt direkt auf London zu.“ „Was macht der Drache? Wie viele
Häuser hat er schon zerstört?“ „Man kann es kaum glauben, aber anscheinend
will der Drache gar niemand angreifen. Jedenfalls gab es noch keinen
Schaden“ Shawna sah aus, als wäre Rick verrückt geworden: „Man muss aber
trotzdem etwas tun! Ist die Polizei schon im Einsatz?“ „Ja, aber die
Waffen machen dem Drachen nichts aus. Man möchte auch keine schweren
Geschütze auffahren, weil das Britische Museum große Interesse an ihm hat“
Lara hatte genug gehört und schaltete aus. „Wenn das Britische Museum
Interesse hat, wird Titon es trotzdem nicht überleben, weil ein lebender
Drache hat in einem Museum nichts zu suchen. Sie wollen nur seine Knochen
schützen“, sagte sie mit trauriger Miene, dann setzte sie aber den
Ich-habe-einen-Entschluss-gefasst-Blick auf und sagte: „Wir werden sofort
fahren. Wenn Titon nicht angreift, dann- sucht er nach uns!“ „Aber...“,
setzte Kurtis nach, aber Lara war schon auf den Weg nach draußen. Stöhnend
stand er auf und folgte ihr.
Wie der Wind brausten sie nach London. Als sie auf einer Landstraße vor
einem Wald angekommen waren, hielt Lara. „Wir sind jetzt in der Nähe von
London. Kannst du Funken abschießen?“ Kurtis bejahte. Rote Funken stoben
in den Himmel. Sie versuchten es mehrmals, aber es war keine Spur von
Titon zu sehen. „Das hat doch alles keinen Wert! Aber- mir ist eine Idee
gekommen“, Kurtis zog seinen Stern und murmelte ihm zu: „Flieg zu Titon
und bringe ihn zu Laras Villa“ Er warf den Stern in die Höhe und wandte
sie Lara zu: „Wir fahren wieder zurück, mein Stern wird Titon zu deiner
Villa bringen.“
Schnell fuhren sie wieder heim. Da angekommen, schaltete Kurtis die
Nachrichten ein. Wieder hielt die hochnäsige Shawna Duncan die Zuschauer
auf dem Laufendem: „Wir haben gerade die Meldung bekommen, das der rote
Drache kurz vor der Londoner Innenstadt kehrt gemacht hat. Er fliegt jetzt
in Richtung Osten.“
„Das muss heißen, das dein Stern Titon gefunden hat“, sagte Lara zu
Kurtis, der zustimmend nickte. Sie hörten noch etwas Shawna zu, bis sie
draußen ein Rauschen hörten. Schnell rannten sie hinaus.
Gerade war Titon im Hof gelandet. Tiefe Wunden schnitten in sein Fleisch.
Geschickt brachte Kurtis sie zum Verheilen.
Kapitel 14
Sie hatten es geschafft- sie hatten Titon aus dem Reich der Träume geholt.
Aber was geschah jetzt? Musste sie jetzt Abschied von ihn nehmen? Titon
musste eine Aufgabe erfüllen, er müsste im Kampf gegen den Bund des Chaos
helfen, sonst wäre die Magiergemeinschaft in Gefahr.
Mit traurigen Augen blickte sie auf den Drachen. Er wusste, was geschehen
würde-
KNALL
Von innen kam ein gewaltiger Schlag. Er klang wie eine Gewehrkugel. Lara
zog ihre Waffen und stürmte ins Haus. Geräusche kamen vom Wohnzimmer, sie
rannte hinein und- vor ihr stand Mr. Stevenson. Ihn hatte sie im
schimmligen Raum in Morsmordre gesehen, als er mit ihr geredet hatte.
Kurtis schien auf einen Schlag sehr angespannt: „Oh, welches Vergnügen,
Mister Stevenson!“, freundlich schüttelte er ihm die Hand, „Wie geht es
ihnen?“ „Sehr gut, danke. Ich muss den roten Drachen abholen und ihn zu
der Euris bringen. Und dann noch...“ Er wandte sich Lara zu und lächelte:
„Reizende Mrs. Croft, es ist mir eine Ehre, sie einmal außerhalb von
Morsmordre zu sehen“ Er küsste sie auf die Hand.
„Ich muss ihnen eine Nachricht von der Euris überbringen. Zu Laras
Überraschung zeichnete Stevenson eine Kugel in der Luft. Als er sie
vollendet hatte, erstrahlte sie plötzlich an der Stelle, auf der er
gezeichnet hatte. Eine sanfte Frauenstimme klang heraus: „Mrs. Lara Croft.
Ich bin die Euris. Ich möchte ihnen im Namen aller Magier danken das sie
Titon gefunden haben. So viel Mut und Kraft hätte ich niemals von einem
Demagi erwartet. Diese kühne Tat wird ihnen belohnt werden, wenn Titon im
Kampf gegen den Bund des Chaos erfolgreich ist. Dann nämlich, werde ich
sie einladen nach Coloton, die Welt der Zauberer.
Noch kein Demagi zuvor hat es je betreten. Es wird ihnen sehr gefallen.
Ich werde ihnen die Transportviolen zukommen lassen, wenn unser Vorhaben
gelingt. Diese dürfen sie solange behalten, wie sie wollen. Dann werde ich
auch sie und Kurtis bünden.“ Die leuchtende Kugel verschwand mit einem
SPLITTER und Lara blieb der Mund offen. Wörter sprudelten einfach aus ihr
heraus: „Violen? Coloton? Was ist bünden?“ Bei der letzten Frage setzte
Kurtis einen geschmeichelten Blick auf, Stevenson erklärte für ihn:
„Bünden ist die höchste Ehrung, die die Euris geben kann. Ach, ich
erinnere mich noch genau daran, wie sie mich gebündet und dann in den
Zirkel aufgenommen hat“ „Zirkel? Der Zirkel der Euris?“, fragte Lara.
Stevenson schwelgte in Erinnerungen: „Ja, der Zirkel kann nur sieben
Mitglieder fassen, als Lord Titon gestorben war, bekam ich seinen Platz“
„Lord Titon? Kann ein Drache ein Lord sein? Und Titon lebt ja noch!“ „Ach
Kindchen, der rote Drache bekam den Namen von seinem Erschöpfer. Lord
Titon war zu seiner Zeit der größte Drachenzüchter aller Zeiten. An dem
Tag, an dem er gestorben war, kam der kleine Titon zur Welt, er bekam
seinen Namen. Ich bin der Auffassung, das sein Geist durch den Drachen
weiterlebt.“ Stevenson fiel wieder ein, wieso er überhaupt hier war. Er
wechselte noch ein paar Worte und ging dann hinaus zu Titon. Als sie
draußen waren, sagte Kurtis zu Lara:
„Ich werde Stevenson noch ein paar Tage begleiten, dann werde ich zu dir
zurückkehren.“ „Pass auf dich auf“ Sie küssten sich leidenschaftlich und
Stevenson lachte verschmitzt.
Sie winkte ihnen nach, als die beiden , auf dem Rücken von Titon sitzend,
davonflogen. Eine einsame Träne kullerte ihre Wange herunter.
Kapitel 15
Die nächsten Tage waren sehr hart für Lara. Sie bekam keine Nachricht von
Kurtis, das machte ihr Sorgen. Sie lud sogar Natalie ein. Wenn sie das
tat, stand es immer sehr schlecht um Lara. „Also Lara, ich muss dir
wirklich sagen du beunruhigst mich“, sagte sie, während sie mit einem
blauen Lid-Schatten vor ihr herumfuchtelte.
Natalie war vielleicht geschwätzig und das Wort „Ruhe“ kannte sie nicht,
aber Lara musste zugeben, das sie Geheimnisse anderer immer für sich
behielt. Und sie konnte ihre Sorgen nicht ständig mit sich herumschleppen.
„Du warst ja vor ein paar Wochen bei mir“, begann sie, „und da habe ich
dir ja von den seltsamen Träumen erzählt“ Natalie überlegte: „Ja, ich
weiß... aber du bist nicht näher darauf eingegangen“ „Ich dachte, du
hältst mich dann für verrückt“ Das war schlichtweg gelogen, sie war an
diesem Tag nicht in der Stimmung, um über so etwas zu reden und schon gar
nicht mit Natalie. Aber sie wollte keine Diskussion anfangen.
„Aber jetzt brauche ich jemanden zum reden.“ Und so erzählte sie ihr die
ganze Geschichte. Als sie etwa in der Mitte war, dachte sie das der Mund
von Natalie nicht mehr weiter herunterklappen konnte, da täuschte sie sich
aber. „Drachen? Zauberer?“, sprudelte es aus ihr heraus. Lara nahm ihr das
nicht übel, so eine Geschichte auf einen Schlag zu hören, war nicht gerade
leicht zu verdauen.
„Und du wirst in die Zaubererwelt eingeladen? Mit Violen? Ich verstehe
nicht...“ wirr sah sie sich um und machte dabei das Gesicht einer
Übergeschnappten. Lara überlegte auch, Stevenson hatte ihr nicht alle
Fragen beantwortet, doch dann sagte sie: „Wir müssen erst einmal abwarten,
ob Titon erfolgreich ist.“
Plötzlich tat es einen ohrenbetäubenden KNALL und Natalie stieß einen
spitzen Schrei aus. Stevenson war vor ihnen erschienen. Er hatte ein
Schmunzeln auf dem Gesicht. Zwei Sekunden später machte es erneut einen
KNALL und Kurtis erschien neben ihm. Natalie schien einem Kreislaufkollaps
nahe.
„Oh, Entschuldigung“, sagte Stevenson, „Ich hoffe wir haben sie nicht
erschreckt“ Sie schien wieder ihre arrogante Fassung wiedergewonnen zu
haben: „Nein, sie haben mich gar nicht erschreckt, ich bekomme ja ständig
solche Schwächeanfälle, nicht war Lara?“, raunzte sie in seine Richtung.
Mit einem geschickten Schlenker seines Fingers zauberte er ein Glas Wasser
hervor, das mit einer Zitrone drapiert war und überreichte es Natalie. Sie
war verblüfft.
„Wir sind aber nicht wegen Erschrecken gekommen. Ich möchte ihnen im Namen
der Euris diese zwei Violen überreichen.“ Er zog aus seinem Umhang zwei
Glasstangen heraus, die auf beiden Enden Metallgriffe hatten. Sie war mit
einem merkwürdigem, dichtem, rotem Gas gefüllt. „Sie müssen die beiden
Violen zusammenführen, dann werden sie in Xinten erscheinen. Wenn sie
wollen, könne sie sie auf eine andere Stadt umstellen lassen.“, erklärte
er. Er sagte noch, das andere Demagis keine Befugnis zu Coloton hatten,
also durfte sie beispielsweise Natalie nicht mitnehmen.
Lara verabschiedete sich von Natalie und Stevenson sagte: „Ich gehe als
erstes“ Er zog seine Violen, die mit blau gefüllt waren und tat sie
zusammen, er war verschwunden. Gleichzeitig führten Kurtis und Lara ihre
Violen zusammen- Laras Körper wurde herumgerissen, ihr Haus war
schlagartig verschwunden, seltsame Töne und Farben schossen an ihr vorbei.
Kapitel 16
Auf einen Schlag war alles wieder vorbei. Plötzlich stand sie auf einem
steingepflastertem Boden. Kurtis stand neben ihr, Stevenson war ein paar
Meter weiter erschienen. „Willkommen in Xinten, Lara. Dieser Ort wurde
hauptsächlich wegen des Erscheinens gebaut. Es wäre zu umständlich, wenn
in Truro ständig Leute erscheinen würden. Wenn ein Mensch in einem anderen
erscheint, wird das ziemlich ungemütlich. Das Magierministerium hätte
nichts anderes zu tun gehabt, als Trennungen durchzuführen“, Kurtis fuhr
zusammen, als Stevenson die letzten Worte ausgesprochen hatte. Lara wusste
zwar nicht genau, was eine „Trennung“ war, aber sie würde bestimmt nicht
angenehm sein.
„Was ist Truro?“, fragte sie. Stevenson machte ein verdutztes Gesicht,
dann schien ihm aber wieder eingefallen zu sein, das die schöne
Engländerin keine Magierin war: „Es ist die größte Zaubererstadt. In
Coloton gibt es viele Ländereien, deshalb haben wir nicht so viele große
Städte wie ihr. Darüber bin ich auch froh.“
Sie schlenderten durch Xinten, auf dem Weg zum Bahnhof. Damit taten sich
Kurtis und Stevenson etwas schwer, sie waren das Teleportieren gewöhnt.
Xinten war ein kleines Städtchen mit ein paar Läden. Von weitem sah sie
ein paar aneinandergereihte Häuser, die ziemlich seltsam aussahen. Auf dem
Weg erklärte Stevenson Lara den Unterschied zwischen „Teleportieren“ und
„Erscheinen“: „Teleportieren ist eine schnelle Fortbewegung in einer Welt,
während Erscheinen bedeutet, von einer Welt zu einer anderen zu gelangen.“
Stevenson war ein netter in die Jahre gekommener Mann. In seinen Haaren
konnte man, wenn man genau hinsah, neben den übermäßigen grauen noch ein
paar braune erkennen. Er hatte viel Sinn für Humor. Lara war sich aber
sicher, das er sehr intelligent war. Wenn er Mitglied im Zirkel der Euris
war, musste er ein großer Magier sein.
Die Magier waren ein seltsames Volk. Lara kam sich vor, wie in einer
Mischung aus Alt und Neu. Der Bahnhof zum Beispiel war hochmodern
eingerichtet, während alte Dampfloks an ihm vorbeifuhren. Die Menschen
trugen eine sehr ausgefallene Mode. Auch ihre Haare hatten teils einen
seltsamen Look. Kurz vor dem Bahnhof schritt eine ältere Frau an Lara
vorbei. Sie hatte zwei Meter hohes, lockiges Haar, kein Haarspray hätte
das geschafft.
Die Warteplätze waren nicht wie bei den Demagis unbequeme Sitze, nein, an
ihrer Stelle fand Lara viele kuschelige Sessel. Es war ein kalter Tag,
aber als sie sich setzte, durchströmte Wärme ihren Körper. Hier schien
einfach alles verhext. Sie blickte auf die hochmoderne Uhr über ihr. Sie
zeigte 13:16 an, der Zug würde um 13:20 kommen. Jetzt fiel es ihr ein: Sie
hatten keine Fahrkarten. „Kurtis, wir haben keine Fahrkarten! Es sind nur
noch vier Minuten!“ Einige Leute im Umkreis blickten sich interessiert
nach Lara um. Kurtis lachte: „Lara, wie schätzt du denn uns Magier ein?
Wir brauchen doch keine Fahrkarten. Die Züge werden mit Euris-Serum
betrieben. Das gibt es massenhaft.“ Er erklärte ihr, das Euris-Serum die
überschüssige Macht der Euris war. Da die Euris sehr mächtig war, gab es
davon genug. Stevenson gab noch hinzu, das man in Coloton schon genug
zahlen musste, da wäre es eine Frechheit, wenn auch noch Zuggebühren
hinzukommen würden.
Lara müsste sicher noch viel lernen, bis sie sich in Coloton zurechtfinden
würde. Peinlich berührt blickte sie auf die hochmoderne Uhr: 13:49 und 53
Sekunden. Sie hätte schwören können, das genau sieben Sekunden danach der
Zug ankam.
Kapitel 17
Voller innerer Anspannung stieg Lara in den Zug. In Truro würde sie
bestimmt viele Dinge sehen. Gleich im Zug angelangt, ging es weiter mit
den Überraschungen. Obwohl er von außen sehr alt und schmutzig wirkte, war
er innen blitzblank. Sie gingen auf einen Vierer-Abteil zu. Nach einem
grellen Pfiff setzte sich der Zug in Bewegung. „Wie lange fahren wir?“
„Wie ich ihnen schon erzählt habe, haben wir in Coloton große Ländereien.
Also ist die Strecke zwischen den Orten ziemlich groß. Teleportieren ist
ein Muss, die Kinder lernen es schon recht früh. Ah, die Bedienung! Was
hättet ihr gerne?“ Eine pummelige Frau war mit einem kippeligen Karren bei
ihrem Abteil angekommen.
Auf dem Karren lagen seltsame Dinge: Eine metallene Büchse, aus der
knallende Geräusche kamen; ein Kuchen, der ständig die Farben wechseln;
eine Flasche mit Getränk, in der die Kohlensäure von oben nach unten
sprudelte; eine Packung mit kleinen Fläschchen darin, auf ihm stand: „der
Wonderdrink, mit allen Geschmacksrichtungen, von Erdbeere bis Popel, alles
ist dabei!“
Dieser Wonderdrink interessierte Lara sehr. Zwar war die Vorstellung, ein
Getränk mit Popelgeschmack zu trinken, nicht gerade schön, aber es war bis
zum Ende spannend. Sie hatte Glück: Minze, Hagebutte und Cola. Kurtis
zahlte, weil die Frau keine Menschenwährung annahm. „Wo kann ich hier mein
Geld wechseln?“ Stevenson überlegte: „Mit so etwas habe ich keine
Erfahrung. Wie ich schon gesagt habe, bist du eine der paar Demagi, die
nach Coloton durften. Oder wie war das noch mit Agneta MacTavish?“ „Sie
haben doch gesagt, ich wäre der erste Demagi“, entgegnete Lara verdutzt
„Oh, ja. Aber es ist so selten, das es mir nicht nennenswert erschien.
Agneta war die letzte und das liegt schon 30Jahre zurück. Aber mit dem
Geldumtauschen sollten sie Mr. Walker fragen, er arbeitet in der Demagi
Abteilung, soviel ich weiß erwartet er uns am Bahnhof von Truro.“
Der Zug kam quietschend zu Halt. Mit einem gespannten Gefühl im Bauch
stieg Lara mit den beiden aus. Sie fand sich in einer riesigen Halle
wieder. Die Locks stießen einen beißenden Rauch aus, also gingen sie
schnell ein Stock höher. Hier waren einige seltsame Läden. Selbst die
Imbissbuden hatten einige Merkwürdige Speisen zur Auswahl. Zum Beispiel
gab es Würstchen, die bei jedem Biss nachwuchsen; oder als Nachspeise
knisternde Kekse („Erleben sie ein Feuerwerk in ihrem Mund!“). Diese
beiden Sachen suchte sich Lara aus, während Kurtis sich einen Teller mit
Klöße, die dem Besteck auswichen, wenn man mit ihm ihnen nahe kam.
Stevenson kaufte sich zwei Würste, die beim Zubeißen knackten wie
Gewehrschüsse.
Gerade als sie fertig gegessen hatten, kam ein lächelnder Mann auf sie zu.
„Willkommen in der Welt der Magier Mrs. Croft, es ist mir eine Ehre, eine
Demagi hier zu begrüßen. Mein Name ist Tony Walker, ich bin der Chef der
Abteilung für Demagis.“ Lara schüttelte seine Hand. Er war anscheinend
ganz aus dem Häuschen, in Coloton einen Demagi zu treffen.
Schwatzend geleitete er sie nach draußen, Kurtis und Stevenson im
Schlepptau. „Das hier ist die Einkaufsmeile von Truro, die Shadwell
Street.“ Es war eine sehr breite Straße, an der sich Läden anreihten. Lara
blickte bis ans Ende- sie konnte es aber einfach nicht sehen, die Straße
schien unglaublich lang.
Tausende von Magier lungerten nach Schnäppchen. Interessiert ging Lara mit
den anderen dreien auf den ersten Laden in ihrer Nähe zu „Noctavia- die
besten Eulen der Welt“ Da noch viele Läden vor ihnen lagen, beschlossen
sie, nicht hineinzugehen. Lara brauchte auch keine Eule.
Kapitel 18
Während Tony Lara beschwatzte und ihr Ratschläge gab, staunte sie über die
Magierwaren, die sie sich nicht im Traum vorgestellt hätte. Selbstkochende
Töpfe; Schreibfedern, die man nur aufs Blatt stellen musste und vieles
mehr.
Die Federn interessierten Lara sehr. „Ah, die Stiletta Schreibfeder! Sie
hat verschiedene Schreibarten. Einmal das normale Schreiben, dann das
Diktat Schreiben und dann das Automatische Schreiben. Probieren sie mal!“
Er gab Lara eine giftgrüne Feder und sagte, sie solle sie auf das
Test-Blatt stellen.
Die Feder blieb senkrecht auf dem Papier stehen. „Was soll ich jetzt
machen?“, fragte sie. Lara erschrak heftig, als die Feder auf dem Blatt zu
schreiben begann: ‚Die charmante Mrs. Croft war sehr überrascht, als ihre
neue Stiletta Schreibfeder ihr Worte in ausgefallene Sätze verwandelt.’
„Erstaunlich nicht? Aber das ist noch nicht alles! Diese Feder ist gerade
auf den Diktier Modus eingestellt. Wenn sie an ihr drehen, können sie ihn
verändern. Stellen wir ihn einmal auf Automatisch.“ Tony drehte an ihr und
stellte sie auf das Papier.
Wie verrückt begann sie darauf zu schreiben: ‚Was für eine interessante
Szene in Coloton! Der weise Mr. Stevenson, der heldenhafte Kurtis Trent
und der Ministeriums Arbeiter Mr. Walker erklären der gerade angekommenen
Demagi Mrs. Croft die Funktionen ihrer neuen Stiletta.’ Und sie sauste
weiter. Sie beschrieb den ganzen Laden und die Anreise von Lara. Bald war
das ganze Test-Blatt mit der schwungvollen Schrift vollgekritzelt.
„Die nehme ich!“, sagte Lara. Schreiben war nie ein Hobby von Lara, so
eine Feder kam wie gerufen für sie. „24 Rubine bitte“, sagte die dürre
Verkäuferin. Kurtis holte einen ledrigen Beutel aus seiner Tasche und
holte 24 braun schimmernde Steine heraus und gab es der dürren Verkäuferin.
„Ist das euer Zahlungsmittel?“, fragte Lara, als sie den Laden verlassen
hatten. „Ja“, antwortete Tony, „Wir haben nur die Rubine. Ein Rubin
entspricht 50 Cent. Also hat dann die Feder...“ Er überlegte, Lara kam ihm
zuvor: „12 € gekostet“
In den darauffolgenden 4 Stunden kauften sie so viel ein, bis Laras Tasche
voll und Kurtis Geldbeutel leer war. Er schlug vor, zur Bank zu gehen.
Bald standen sie vor einem großem, quadratischem Gebäude, das laut dem
großen Schild über dem Eingang „sparender Rubin“ hieß. Innen waren drei
Schalter, an dem jeweils eine Frau saß. Kurtis ging zum ersten: „Hallo,
ich würde gerne 300 Rubine von meinem Konto abheben“ Die Frau fragte nach
dem Namen, er nannte ihn. Die Frau wandte sich einem hässlichen grauen
Gerät zu, der komische Geräusche von sich gab. Sie hielt Kurtiss
Lederbeutel unter ihn und die 300 Rubine klimperten hinein. Kurtis fragte
noch nach dem Kontostand. Die Frau holte einen fetten Ordner hervor und
zeigte mit dem Finger darauf: „Kurtis Trent“ Der fette Ordner flog auf und
blätterte fast bis zu der letzten Seite, sie las ab: „11.216 Rubine“
Kurtis war erstaunt. Als er sich wieder beruhigt hatte, hob er weitere 500
ab.
„Wie kann das nur sein? Vor kurzem hatte ich vielleicht noch 2.000 drauf“
Stevenson schmunzelte: „Du vergisst Titon. Ihr werdet nicht nur gebündet,
sondern ihr bekommt auch Geld. Jeweils 10.000 Rubine, soviel ich weiß.
Lara muss nur noch ein Konto anlegen.“
Kurtis und Lara nahmen sich eine kleine Suite im „Gala-Hotel“, ein nobles
Hotel mit nettem Personal. Kurtis teilte Lara den Anlass mit, wieso sie
nicht zurück nach Hause erschienen: „Lara, bald findet die
Weltmeisterschaft des magischen Roulettes statt, das musst du sehen.“ Er
erklärte Lara, das hier die besten Magier gegeneinander antreten und das
dieses magische Roulettes ungefähr wie ein Duell war. Sie wollte das auch
sehen und so willigte sie ein.
Was Stevenson gesagt hatte, stimmte: Lara legte ein Konto auf dem
sparenden Rubin an und gleich danach hatte sie die 10.000 Rubine auf dem
Konto.
Am 21.August machten sie sich um 9 Uhr zum Stadion von Truro auf, dort
sollte die Weltmeisterschaft des magischen Roulettes stattfinden.
Kapitel 19
Ihr Weg führte nach außerhalb von Truro, dort sollte laut Kurtis das
Stadion sein.
Kurtis ging jedes Jahr zum Finale hin. Dort traten die 10 besten Magier
gegeneinander an. Auf dem Weg trafen sie Tony Walker. „Oh hallo! Ich werde
ihnen versichern, Lara, das sie ein Spektakel der Superlative sehen
werden“ Hinter Tony waren drei kleinere Kinder und eine mollige, brünette
Frau. „Wer ist diese Frau, Papi?“, fragte eines der Kinder. „Das ist Lara
Croft, Tammy. Sie ist eine Demagi, aber sie hat uns vor den Bund des Chaos
gerettet. Darf ich vorstellen Lara? Das ist meine Familie. Das hier ist
meine Frau Shelley.“
Shelley schien auch sehr aufgeschlossen gegenüber Demagis zu sein, sie
begrüßte sie herzlich: „Willkommen in Coloton. Ich und mein Mann waren
immer der Meinung, man sollte aufgeschlossener gegenüber den Demagis
sein.“, sie wandte sich ihren Kindern zu, „Das hier sind meine Kinder
Anna, Tammy und Lenny.“
Sie unterhalteten sich noch eine Weile, dann kamen sie vor dem Stadion an.
Es war riesig, Lara schätzte es etwa gleich groß wie ein Fußballstadion.
Tausende von Magier strömten herein. Lara und Kurtis hatten einen vorderen
Platz bekommen, genauso wie die Walkers. Plötzlich erschien Stevenson mit
einem anderen alten Zauberer vor ihnen. Sie setzten sich neben ihnen.
„Hallo. Ich und Jonathan haben uns Zeit genommen, einmal diese
Weltmeisterschaft anzuschauen. Es wird bestimmt interessant, dieses Jahr
haben sie wirklich exzellente Finalisten.
„Wieso nehmen sie nicht teil, Mr. Stevenson?“, fragte Lara. „Ach wissen
Sie, ich habe schon ein paar mal mitgemacht und ich habe sehr gut
abgeschnitten (Kurtis flüsterte Lara ins Ohr: „Er hat immer gewonnen“),
aber irgendwann ist das mir zu viel geworden. Es sind nämlich schon Magier
dabei gestorben“ „Jetzt sind aber die tödlichen Flüche verboten“, hackte
Tony nach. „Das war nicht das Hauptproblem. Es gibt immer noch ‚Croculos’,
‚Bracheilon’ und wie sie alle heißen. Mit diesen Zaubern kann man Menschen
unglaubliche Schmerzen zufügen. Ich möchte das nicht mehr machen. Dazu bin
ich auch zu alt.“
Bald hatte jeder der Zuschauer einen Platz gefunden und langsam kehrte
Ruhe ein. Plötzlich begann von einem Mikrofon aus jemand zu sprechen:
„Willkommen zur 762. Weltmeisterschaft des magischen Roulettes, ich bin
Nick Singh“ Er wies die 10 Champions ein und die erste Runde begann. Die
Regeln kamen des russischen Roulettes nahe: Die Kandidaten gingen sich dem
Rücken zugekehrt 10 Schritte voneinander weg, dann drehten sie sich so
schnell sie konnten um und schossen einen Fluch ab. Wer danach umfiel oder
freiwillig aufgab, schied aus.
Manche Kämpfe dauerten mehrere Runden lang. Am Ende waren jedoch nur noch
Smith, Patel, Mc Carthy, Lomu und O’Reilly übrig. Patel und Lomu waren für
Lara die Finalisten. Mit eindrucksvollen Geschick machten sie ihre Gegner
kampfunfähig, Stevenson bestätigte dies.
Der alte Magier neben Stevenson war sehr ruhig. Er wechselte nur selten
ein paar Worte mit Stevenson, ansonsten beobachtete er nur angespannt das
Feld. Er machte ein besorgtes Gesicht, irgendetwas schien ihm an der Sache
nicht zu gefallen.
Laras und Stevensons Vermutung stimmte, nach weiteren harten Kämpfen
standen schließlich Patel und Lomu im Finale. Das Stadion wurde
totenstill, alle blickten gebannt auf die beiden. Der gutgelaunte Nick
Singh wies die beiden ein. Eins ... Zwei ... Drei ... Vier ... Fünf ...
Sechs ... Sieben ... Acht ...
Kapitel 20
Die Leute schienen die Luft anzuhalten. Was würden die beiden für Zauber
nehmen? Was würde geschehen? Wer würde gewinnen? Neun ... Patel und Lomu
machten angespannte Gesichter. Die Blicke aller Zuschauer stachen ihnen in
die Rücken. Zehn ...
Es passierte so schnell, man konnte die Umdrehung nicht mehr erkennen, „ ‚Bracheilo’
donnerte Patel, Lomu hatte ein Lachen auf dem Gesicht, er schrie: ‚Hellus
Crusus’.
Plötzlich begannen einige zu schreien, ohne Mühe wich Lomu Patels Fluch
aus. Er hielt etwas in der Hand, das er gleich danach in die Richtung
seines Gegners warf. Es war ein schwarzes umgedrehtes Kreuz das brannte.
Blitzschnell sauste es in die Richtung Patels, ein schmerzerfülltes
Schreien war zu hören. Das Kreuz durchdrang seinen Körper, es mussten
grauenvolle Schmerze sein, der alte Magier neben Stevenson erhob sich,
sofort schickte er einen Fluch auf Lomu, Patel war tot.
Das ganze Stadion brach in einen unglaublichen Tumult aus. Die ganze
Spannung entlud sich auf einen Schlag und schwoll sofort an. Auf einmal
erschienen schwarzgekleidete Magier neben Lomu. Er hielt seinen Finger in
die Lüfte, er rief ‚Crusus Unis’ dasselbe brennende Kreuz brach hervor,
drei Sechsen zogen Kreise um das Kreuz. Seine Größe schwoll an und es
blieb über dem Stadion hängen. „Komm Lara, wir verschwinden“, sagte
Kurtis, sein Gesicht war gänzlich weiß. Hier geschah etwas schreckliches.
Kurtis war nicht der Einzige, der diesen Gedanken gefasst hatte. Fast alle
Zuschauer drängten sich aus dem Stadion, Stevenson und ein paar andere
Magier kämpften gegen die Schar der schwarzgekleideten Männer. Lara zog
ihre Pistolen und schoss auf sie. Kurtis packte sie am Arm und zog sie
weg. Nach zehn endlosen Minuten hatten sie endlich das Stadion verlassen.
Auf den Gesichtern der anderen Menschen spiegelte sich die reine
Ungläubigkeit und Ratlosigkeit. Es war einfach unvorstellbar, was gerade
geschehen war und das in einer Zeitspanne von einer Viertelstunde.
„Was ist hier los?“, drängte Lara Kurtis. Er ging noch weiter vom
Schauplatz weg. Er versuchte, es ihr zu erklären: „Er hat das Höllenkreuz
gezaubert. Damit hat er Patel getötet ... und dann ... und dann ...“
„Was?“ „Hat er das Zeichen der Unis gezaubert ... Sie ist auferstanden“
Lara wollte nicht weiter fragen. Kurtis war mehr als Schockiert. Sie
schaute sich um, Stevenson war neben ihr erschienen. Er machte ein
besorgtes Gesicht: „Oh Lara, ich kann es nicht glauben ... Wenn das wahr
ist, wenn die Unis auferstanden ist. Die Unis ist die Schwester der Euris,
aber bei weitem nicht so stark wie sie. Bitte verzeih mir, ich kann die
jetzt nicht viel erklären.“ „Wo sind die schwarzen Männer?“ „Die
Höllenbrüder? Sie sind verschwunden, einen haben wir aber erwischt. Ich
bezweifle aber, das er uns noch viel sagen kann“
Kapitel 21
Den Rest des Tages war Kurtis immer noch nicht ganz ansprechbar, genauso
wie die meisten anderen Magier. Lara fühlte sich fehl am Platz. Sie nahm
ihren Rucksack, packte sich etwas Trinken und die Violen ein und sagte
Kurtis, sie mache einen Spaziergang.
In Gedanken versunken schlenderte sie die Shadwell Street entlang, in der
das Gala-Hotel lag. Die Gewissheit, das es außer den normalen Menschen
auch noch Magier gab, machte Lara selbst nach einer Woche noch zu
schaffen. Und diese Magier flüchteten jetzt vor einer Unis, die die
Schwester der Euris sein sollte. Sie dachte wieder an Lomu und an die
anderen Höllenbrüder, die Anhänger der Unis. Sie schienen perfekt
trainierte Magier zu sein, das hatte Lomu bewiesen. Ihr gefiel es nicht
mehr hier. Die Magier hatten genug zu tun, sie sollten sich jetzt nicht
auch noch um eine Demagi kümmern. Sie packte ihre Violen aus, und war kurz
davor, sie zu verbinden, als eine männliche Stimme hinter ihr ertönte:
„Mrs. Croft, wieso wollen sie wieder zurück in ihre Welt? Denken sie, sie
fallen uns zur Last?“ Lara drehte sich um und erblickte den alten Magier,
der mit Stevenson zum Spiel gekommen war. Sie errötete leicht: „Ja, ich
denke, es ist an der Zeit, wieder zu gehen. Wenn ihr die Unis besiegt
habt, komme ich wieder“ „Es ist ihre Entscheidung zu gehen, aber lassen
sie mir die Geschichte erzählen. Wollen wir in ein Café gehen?“
Wenn sie ehrlich war, brannte sie vor Interesse, die Geschichte der Unis
zu hören und willigte ein. Sie gingen ins „Troubadour Café“ und bestellten
zwei Capuccinos. Das Café war auch ungewöhnlich leer. Ein paar Tische
weiter saßen drei Magier, die in gedämpften Ton miteinander sprachen. „Sie
wahren gestern sehr still. Hatten sie einen Verdacht?“, fragte Lara.
„Das haben sie richtig erkannt“, antwortete der alte Zauberer, „Ich habe
ein paar Hinweise bekommen. Aber ich muss mich erst vorstellen, ich heiße
Jonathan Broadwood.“ Eine Frau brachte ihren Capuccino. Broadwood gab ihr
11 Rubine und verneinte, als Lara ihren Lederbeutel herausholte.
Er erzählte weiter: „Ich hatte Lomu in Verdacht. In den vergangenen
Kämpfen fiel er mir mehrmals auf, weil er schwarze Magie angewandt hat.
Ich habe mich aber herausgehalten, weil ich mir nicht sicher war. Ich
musste sehr auf ihn achten. Entschuldigen sie bitte, wenn ich nichts
gesagt habe.
Es ist schon 20 Jahre her, seitdem die Unis geherrscht hatte. Die Leute
wurden mit der Zeit unvorsichtig und es ist auch verständlich. Es war eine
schreckenvolle Zeit mit unglaublichen Verlusten. Ich weiß noch, wie ich
durch die Straßen gegangen bin, überall lagen Tote.“, angeekelt schüttelte
er den Kopf. Lara stellte sich vor, wie sie durch eine Londoner Straße
ging und überall lägen ermordete Menschen.
„Es war eine schwere Zeit, vor allem für das Magierministerium und für den
Zirkel der Euris“ „Die Euris könnte doch gegen die Unis kämpfen? Wie ich
gehört habe, ist sie sehr stark...“, sagte Lara. „Ja, die Euris ist sehr
stark, aber sie kann sich keinen Kampf erlauben. Sie zu töten, ist
praktisch unmöglich, aber selbst eine kleine Verletzung würde Coloton und
das Reich der Träume durcheinanderbringen. Sie hat es nämlich erschaffen.“
„Ist die Unis genauso stark wie die Euris?“, fragte Lara wissbegierig
weiter. „Nein, es beste-“ draußen knallte es ohrenbetäubend. Die beiden
begriffen sofort, Broadwood wandte sich schnell an Lara: „Gehen sie!
Schnell!“
Er rannte hinaus mit einer Geschwindigkeit, die für einen alten Mann nicht
üblich war. Die anderen drei Magier, die im Café waren, waren
verschwunden. Lara verband ihre Violen.
Kapitel 22
Und wieder wurde Lara in den Strom aus Farben hineingerissen. Kälte und
Hitze flog an ihr vorbei, sie wurde herumgeschleudert- Plötzlich stand sie
wieder in ihrer Wohnung. Bryce, der gerade fernsah, bekam fast einen
Herzinfarkt. „Lara!“, sagte Bryce, er stand auf und verschüttete seine
Cola über seine Hose. „Ach mist, wie geht’s dir? Was ist passiert? Du
warst so lange weg!“ Er bemerkte Laras besorgtes Gesicht.
„Was ist?“ Stammelnd erzählte sie ihm die Geschichte.
Es war für ihn noch unglaublicher als für Lara, wenn das überhaupt noch
möglich war. Die Tatsache, das es eine Magierwelt gab, stieß bei Bryce an
die Grenzen die Vorstellungskraft, als Lara ihm auch noch die Einzelheiten
erzählte, warf es ihn total aus der Bahn. Wenn Lara in so einer Stimmung
war, erzählte sie keine Lügengeschichten. Es könnte auch sein, das Lara
übergeschnappt sei, aber fast nichts auf der Welt konnte Lara den Verstand
rauben. Er brabbelte unverständliche Worte. Lara wusste, das es jetzt an
der Zeit war, den Mund zu halten.
Sie suchte nach Hillary und fand ihn in der Vorratskammer. „Oh Lara! Du
bist wieder da!“
Er war zwar etwas überrumpelt, aber er konnte noch vernünftig reden: „Was
glaubst du, was das für Folgen haben wird?“ Lara erinnerte sich noch
verschwommen. Als sie etwa sieben Jahre alt war, kam in den Nachrichten
manchmal die Meldung, öffentliche Einrichtungen seien zerstört worden.
Viele Menschen wurden in dieser Zeit getötet, man fand aber nie die
Mörder. Das war die erste Zeit der Unis, Broadwood hatte ihr erzählt, es
war vor 20 Jahren gewesen, alles passte perfekt.
Die nächste Woche war grausam für Lara. Sie sah Coloton und vor allem
ihren Kurtis nicht. Jeden Tag bohrte sich die Ungewissheit in ihren Kopf:
Was ist geschehen? Geht es Kurtis gut? Wurden weitere Magier getötet? Gab
es bereits Anschläge in der Demagi-Welt?
Um ein paar dieser Fragen zu beantworten, musste sie jeden Abend die
hochnäsige Shawna Duncan ertragen, wie sie eine halbe Stunde lang die
Nachrichten machte. Außer diesen Nachrichten gab es noch drei andere,
allerdings war Bryce ein Fan von ihr und „News 6:00“ war einfach die
informativste Nachrichtensendung, die das Britische Fernsehen zu bieten
hatte.
Wegen ihrer Langeweile machte sie eine Verzweiflungstat: Sie lud Natalie
ein. „Ich wollte sowieso kommen, die ganze Woche brannte ich vor
Neugierde, was du alles erlebt hast“ Das konnte sich Lara lebhaft
vorstellen. Hillary hatte ihr erzählt, das Natalie jeden Tag angerufen hat
und nach ihr gefragt habe.
Mit ihren künstlichen Fingernägeln machte sie sich an Laras Gesicht zu
schaffen. „Heute nicht“, sagte Lara, sie hasste es, wenn man seine
Stimmung überschminkt. Nach einigem Gezeter gab Natalie auf, sie ging mit
Lara in den Garten.
Auch Natalie erzählte sie die Geschichte. „Was willst du jetzt machen?
Willst du so lange warten, bis der Kampf zu Ende ist?“ „Ich muss es wohl“,
entgegnete Lara, „garantieren kann ich aber für nichts. Wenn ich noch
lange keine Antwort mehr bekomme, lasse ich mich nicht mehr aufhalten. Es
wird sowieso ein Kampf auf uns zukommen, egal ob ich hier oder in Coloton
bin“
THE END
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